Serie von "organischen" Malereien
2019, 30x40cm, Acryl auf Papier

Micha Areggers Gemälde erinnern an wissenschaftliche Aufnahmen von natürlich entstandenen Dingen, was den Betrachter zu naturalistischen Assoziationen verleiten mag. Doch sein künstlerisches Interesse gilt nicht dem Zeigen eines Abbildes. Vielmehr benützt er abstrakte Formen, um durch deren formale Beziehungen zueinander eine Aussage zu machen. 
Beziehungen, Gruppierungen und Bewegungen, Nähe und Distanz, Ansammlung und Verdichtung, Überlagerung und Aufeinanderprallen - die Komposition, also die Art und Weise, wie einzelnen Elemente zueinander in Beziehung gesetzt werden, ist ein zentraler Bestandteil von Micha Areggers Arbeiten.
Doch neben diesem bewussten, vom Künstler gesteuerten Element gibt es in seinen Bildern eine zweite, unkontrollierte Komponente: Die Autogenese. Dem einzelnen Werk liegt keine fertige Bildidee zugrunde. Vielmehr interessiert den Künstler die während des Malprozesses ablaufende Selbstentstehung des Bildes. Er hat beobachtet, dass oftmals mit Naturformen verwandte Strukturen entstehen, wenn er den im Prozess innewohnenden selbstbildenden Kräften Raum gibt und sich als Urheber des Bildes so stark zurücknimmt, dass das Bild aus seiner eigenen inneren Logik heraus wachsen kann.
Dahinter steckt eine grosse Faszination für biokinetische Formen - Muster oder Strukturen, die aufgrund physikalischer Abläufe und Bewegungen in der Natur entstehen: Verästelte Risse im getrockneten Schlamm einer Wasser-Pfütze, die formal damit verwandten verzweigten Arme eines Flusslaufes oder das von physikalischen Kräften beeinflusste Verhalten von Teilchen im Schwarm.
Micha Aregger bedient sich denn auch physikalischer Werkzeuge aus der Natur wie der Schwerkraft, Luftströmen oder der Abstossungsgesetze von unterschiedlich flüssiger Farbe. Deshalb ist in seinen Bildern auch kein "typischer Strich" erkennbar. Die Kontrolle abgeben und Vertrauen haben, dass auch ausserhalb der eigenen künstlerischen Kontrolle etwas Wertvolles entsteht in dieser Arbeitsweise spiegelt sich etwas von der Weltanschauung des im christlichen Glauben verwurzelten Künstlers wieder.  
Melanie Mock, 2009

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